Unsere Geschichte spielt in einem völlig normalen Königreich. Dort gibt es alles, was den Menschen das Leben schwer macht: Neid, Missgunst, Geld und Umweltprobleme. Nach dem Tod des Regenten bricht eine neue Zeit an: Die junge Thronfolgerin räumt mit dem althergebrachten System auf und schafft die Monarchie ab. Von einem Tag auf den anderen lebt das Land in einer Demarchie; jeder und jede muss nun damit rechnen, per unabhängigem Losverfahren ins neugeschaffene Parlament einzuziehen – oder gar den Staat regieren zu müssen. Aber schnöde irdische Politik ist nicht alles, womit sich unsere Held*innen herumschlagen müssen …
Verantwortung und Mitbestimmung per Losverfahren zu vergeben ist ein uralter Gedanke – und es gibt einen schönen griechischen Begriff dafür: »Demarchie«. Im Gegensatz zur bekannten Staatsform »Demokratie« bewirbt sich niemand um ein Amt oder um einen Parlamentssitz, sondern wird per zufälliger Auslosung in die Aufgabe bestimmt. Auch in jüngerer Zeit wurde dieses Prinzip oft angewandt: So berieten zum Beispiel 1000 zufällige ausgewählte Isländer*innen über die Verfassung (2010, Entscheidung steht noch aus) und in Irland brachte ein demarchisch zusammengewürfelter Ausschuss sogar das Verbot gleichgeschlechtlicher Eheschließungen zu Fall (2015). In Deutschland kennen wir das Prinzip aus der Justiz: Schöffen werden weitgehend gelost und die die Bundesregierung beratenden Bürger*innenräte diskutieren u. a. über umweltpolitische Fragen, ähnlich wie in Farnkreich, wo im Zuge der sogenannten Gelbwesten-Proteste seit 2018 die »Convention citoyenne pour le climat« ins Leben gerufen wurde.