Wohnungskämpfe gestern und heute

Blockieren. Besetzen. Enteignen!
Den Kampf um’s Wohnen aufnehmen.

Die Betriebskosten deiner Wohnung steigen mal wieder: Für einen Winterräumdienst, den es nicht gibt und einen Hausmeister, der nicht kommt. Das Jobcenter versäumt monatelang, die Miete zu bezahlen und die Kündigung flattert in’s Haus. Dein Privatvermieter lässt deine Wohnung verfallen, aber plötzlich steht er vor der Tür, latscht uneingeladen durch dein Zimmer und benimmt sich so, als seist du ihm deine Dankbarkeit schuldig. Fast jede*r Mieter*in macht solche oder ähnliche Erfahrungen.
Vielen Menschen ist schnell klar, dass zumindest beim Wohnen die Ausrichtung auf Profitinteressen keine gute Idee ist. Deshalb scheint der Kampf um’s Wohnen ein Feld zu sein, in dem sich Lohnarbeitende und Prekarisierte über sonstige Unterschiede hinweg zusammenfinden könnten, um den Kampf gegen das Eigentum aufzunehmen.
In Berlin hat es die Forderung nach Enteignung sogar in den Mainstream geschafft. Aber ist das schon revolutionär? Gegen wen oder was kämpft überhaupt, wer den Kampf um’s Wohnen aufnimmt? Wie muss der antikapitalistische Kampf um’s Wohnen organisiert sein? Was sind die lokalen – und historischen – Bedingungen in Bremen?
Das wollen wir mit euch zusammen untersuchen, diskutieren und nach Antworten suchen – im Handgemenge und mit einer kleinen Veranstaltungsreihe.

Los gehts mit einem Fahrrad-Stadtrundgang:

Wohnungskämpfe gestern und heute

Sonntag 13. Juni, 15 Uhr Kennedyplatz

Die Plätze sind begrenzt, meldet euch bitte vorab an unter kontakt@basisgruppe-antifa.org.

Gemeinsam wollen wir der Geschichte vergangener Kämpfe um Wohnraum auf den Grund gehen und die Orte an denen sie stattfanden aufsuchen. Die Ergebnisse dieser Auseinandersetzungen prägen auch heute noch das Stadtbild. Das Thema Wohnen hat nie an Aktualität verloren: wir betrachten welche Akteure den Wohnungsmarkt maßgeblich bestimmen und wie ihnen kämpferisch begegnet wird.
Der Stadtrundgang richtet sich an alle Interessierten, insbesondere jedoch an Menschen die Bremen noch nicht so gut kennen. Der Rundgang findet mit Fahrrädern statt und dauert ca. 2-3 Stunden, es gibt die Möglichkeit den Rundgang im Anschluss gemeinsam mit Essen und Getränken am Sportamt ausklingen zu lassen. Falls der Rundgang wegen des Wetters abgesagt werden muss, findet ihr einen Hinweis auf unseren Social Media Plattformen. Angepasst an die aktuelle Infektionslage werdet ihr dort auch Informationen zu unserem Hygienekonzept finden.

Nutzer_innen Plenum

Ab Juni findet wieder das wöchentliche Nutzer_innen Plenum im Alten Sportamt statt. Wir freuen uns auf eure Ideen und Anfragen. Kommt einfach vorbei oder schreibt uns an. Das Treffen findet im Freien und mit Abstand statt.

Mit solidarischen Grüßen

euer Sportamt

Donnerstag // 19:30 Uhr // Altes Sportamt

Behemoth: Eine Einführung in Franz Neumanns Analyse des nationalsozialistischen Unstaats

Wochenendseminar mit Moritz Zeiler / Digital oder im Freien – Je nach Pandemieentwicklung, mehr Informationen bei Anmeldung / Anmeldung bitte unter agb(ät)antifahb.net /

Im Auftrag des exilierten Instituts für Sozialforschung verfasste Franz Neumann mit „Behemoth“ Anfang der 1940er Jahre in den USA eine der bis dahin umfangreichsten und kenntnisreichsten Studien der nationalsozialistischen Herrschaft. In seiner Pionierarbeit analysierte er (ähnlich wie sein Freund und Anwaltskollege Ernst Fraenkel in „Doppelstaat“) gleichermaßen die theoretischen Schriften von Carl Schmitt – dem „Kronjuristen des Reiches“ – als auch die Herrschaftspraxis des nationalsozialistischen Regimes anhand dessen Gesetzen, Prozessen und Erlassen. Die Negation eines allgemein gültigen Rechts zugunsten einer exklusiven Ordnung der Volksgemeinschaft und der Herrschaft von rackets (Banden) beschrieb er als einen zentralen Aspekt der autoritären Krisenlösung des Nationalsozialismus. In den USA erfuhr das Buch große Beachtung und verschaffte Neumann ein Engagement beim amerikanischen Geheimdienst, für den er wie sein Institutskollege Herbert Marcuse „Feindanalysen“ über den deutschen Nationalsozialismus erstellte. Obwohl „Behemoth“ international rasch als Klassiker der Forschung zum Nationalsozialismus galt, dauerte es in Deutschland bis in die 1970er Jahre, bis Neumanns Werk erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Aufgrund andauernder Kontinuitäten von Antisemitismus und Antimarxismus bekam Neumann als jüdischer Autor mit Sympathie für die Marxsche Ökonomiekritik jedoch im postnazistischen Deutschland nie die Aufmerksamkeit und Anerkennung wie in der englischsprachigen Diskussion.

Mit dem Seminar soll ein Überblick über die zentralen Thesen von Neumanns Studie gegeben und diese mit zeitgenössischen linken Faschismusinterpretationen verglichen werden. Dabei werden besonders Parallelen und Differenzen zu Ernst Fraenkels „Doppelstaat“ und Friedrich Pollocks Interpretation des Nationalsozialismus als neuer Ordnung eines autoritären Staatskapitalismus behandelt. Des weiteren soll diskutiert werden, inwiefern seine Analysen auch einen Beitrag für ein besseres Verständnis aktueller autoritärer Tendenzen liefern können. Es werden gemeinsam Textausschnitte gelesen und diskutiert.

Moritz Zeiler hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Veröffentlichungen: „Materialistische Staatskritik. Eine Einführung“ (Stuttgart 2017) und – zusammen mit der Bremer Initiative associazione delle talpe – Mitherausgabe von „Staatsfragen. Einführungen in materialistische Staatskritik“ (Berlin 2009) sowie „Maulwurfsarbeit I-V“ (Berlin/Bremen 2010-2020).

Eine Kooperation von Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und AGB – Antifaschistische Gruppe Bremen.